Smackelich, Episode 2: Gesoten vleisch mit phlûmen
- Geschrieben von Nina Röttger
Kulinarisches im Hochmittelalter unterteilt man heute in zwei Kategorien: An den Tafeln des Adels und des hohen Klerus kredenzte man sogenannte Herrenspeise. Diese Gerichte wurden gerne mit Gewürzen aus dem fernen Orient gewürzt oder enthielten andere kostspielige Gaumenfreuden. Einfache gîselitze (Grütze) und Kohlsuppe, mit denen sich das einfache Volk nach der Arbeit stärkte, zählen zur Bauernspeise.
Das deftige Schmorgericht für hartgesottene vrouwen und zarte ritter (oder über Kreuz?), das in unserem Video zubereitet wird, gehört zur Kategorie der vil smackelichen Herrenspeisen. Salz, Pfeffer, Zimt und auch Wein waren für Bauern zu dieser Zeit so gut wie völlig unerschwinglich. (Schweine-)Fleisch aß das gemeine Volk dagegen ab und zu - auch in der Literatur: In der Versnovelle “Helmbrecht” (einer Räubergeschichte, so brutal, dass es nicht nur die weibliche Hauptfigur in der hiute grûset...) wird beispielsweise erwähnt, dass der Bauer seinem heimkehrenden Sohn zu Ehren nicht nur krût, also Kohl, sondern auch ein guot vleisch auftischen lässt.
Das Jagdrecht und der Verzehr von Wildbret oder selbst gefangenem Fisch allerdings war ein Privileg der Herrschenden. Bei Hofe genoss man Hühnchen, echte Bärentatzen oder kredenzte gebratenen Aal in Soße… Das mittelhochdeutsche Wort salze für “Soße” mag modernen Feinschmecker/innen übrigens etwas komisch vorkommen (immerhin ist ja nicht alles Salz, was auf dem Braten glänzt), erinnert aber in seiner alternativen Schreibweise, salse, schon wieder stark an die rote Tunke, in der man heutzutage die Nachos versenkt.
Allen, die sich beim Anschauen des Videos über die wenigen Mengenangaben oder die nicht gerade konkrete Garzeit wundern, sei gesagt: Willkommen im Mittelalter! Fast alle Rezepte, die aus dieser Epoche überliefert wurden, kommen ohne genaue Zahlen daher. Daher ist nicht nur beim Verköstigen, sondern auch beim Nachkochen euer gutes Bauchgefühl gefragt.
Smackelich, Episode 1: Lûtertranc
- Geschrieben von Nina Röttger
Dass Mediävistinnen und Mediävisten gerne Wein trinken, kommt nicht von ungefähr: Der gute Rebensaft erfreute sich auch im Mittelalter größter Beliebtheit.
Da Trinkwasser öfter für Magenschmerzen statt Erfrischung sorgte, benetzten die wohlhabenderen Leute ihre Kehlen lieber mit Wein. Meist mit geringerem Alkoholgehalt und in verdünnter Form, sodass er auch schon am Frühstückstisch gereicht werden konnte, ohne dass man anschließend alles doppelt sah. Sauferei galt schließlich, ebenso wie zügelloses Essen, als unschicklich und sündhaft. Ein Credo, das sich auch in der Literatur manifestierte: Dort ist zwar oft von höfischen Festen und Banketten die Rede, die ausführliche Aufzählung von Speisen und Getränken wird allerdings meist vermieden. Man wollte als Dichter ja nicht als vrâz gelten.
Neben dem heute allseits bekannten, teuren mete wurde an den Tafeln der Adligen auch Maulbeer- und Fruchtwein gereicht. Bier, eher das Getränk des gemeinen Volkes, suchte man bei Hofe dagegen vergeblich. Den Geschmack der hierzulande angebauten, sauren Weine machte man mit Gewürzen und Zucker oder Honig smackelich (vieeeeel Honig. Schauet das Video!). Roter Gewürzwein wurde sinôpel oder hypocras genannt, die weiße Variante clâret oder eben lûtertranc. Nach letzterem sehnt sich auch der bekannte Held des “Nibelungenliedes”, Siegfried von Xanten, bevor ihn die Burgunden in eine tödliche Falle locken. Und Antikonie, eine schöne Dame mit Wespentaille und wahre Furie am Schachbrett, serviert ihn dem heldenhaften Gawein. Wer den lûtertranc zu Hause selbst zubereiten will, befindet sich also in guter Gesellschaft.
Smackelich - die Kochshow der Tavelrunde
- Geschrieben von Nina Röttger
Liebe geht bekanntlich durch den Magen - auch die zur (Ess-)Kultur des Mittelalters!
Deshalb präsentiert euch die Tavelrunde in ihrer Kochshow “Smackelich” (was auf Neuhochdeutsch soviel wie “lecker” bedeutet) feine Speisen und Getränke, die zu dieser Zeit auf den Tisch kamen und die ihr nun daheim nachkochen könnt.
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