Kulinarisches im Hochmittelalter unterteilt man heute in zwei Kategorien: An den Tafeln des Adels und des hohen Klerus kredenzte man sogenannte Herrenspeise. Diese Gerichte wurden gerne mit Gewürzen aus dem fernen Orient gewürzt oder enthielten andere kostspielige Gaumenfreuden. Einfache gîselitze (Grütze) und Kohlsuppe, mit denen sich das einfache Volk nach der Arbeit stärkte, zählen zur Bauernspeise.

Das deftige Schmorgericht für hartgesottene vrouwen und zarte ritter (oder über Kreuz?), das in unserem Video zubereitet wird, gehört zur Kategorie der vil smackelichen Herrenspeisen. Salz, Pfeffer, Zimt und auch Wein waren für Bauern zu dieser Zeit so gut wie völlig unerschwinglich. (Schweine-)Fleisch aß das gemeine Volk dagegen ab und zu - auch in der Literatur: In der Versnovelle “Helmbrecht” (einer Räubergeschichte, so brutal, dass es nicht nur die weibliche Hauptfigur in der hiute grûset...) wird beispielsweise erwähnt, dass der Bauer seinem heimkehrenden Sohn zu Ehren nicht nur krût, also Kohl, sondern auch ein guot vleisch auftischen lässt. 

Das Jagdrecht und der Verzehr von Wildbret oder selbst gefangenem Fisch allerdings war ein Privileg der Herrschenden. Bei Hofe genoss man Hühnchen, echte Bärentatzen oder kredenzte gebratenen Aal in Soße… Das mittelhochdeutsche Wort salze für “Soße” mag modernen Feinschmecker/innen übrigens etwas komisch vorkommen (immerhin ist ja nicht alles Salz, was auf dem Braten glänzt), erinnert aber in seiner alternativen Schreibweise, salse, schon wieder stark an die rote Tunke, in der man heutzutage die Nachos versenkt.

Allen, die sich beim Anschauen des Videos über die wenigen Mengenangaben oder die nicht gerade konkrete Garzeit wundern, sei gesagt: Willkommen im Mittelalter! Fast alle Rezepte, die aus dieser Epoche überliefert wurden, kommen ohne genaue Zahlen daher. Daher ist nicht nur beim Verköstigen, sondern auch beim Nachkochen euer gutes Bauchgefühl gefragt.

 

Neugierig geworden? Hier alle Angaben zum erwähnten mittelalterlichen Lesestoff:

  • Wernher der Gärtner: Helmbrecht. Herausgegeben von Karl-Heinz Göttert. Stuttgart 2018 (Reclams Universal-Bibliothek; 18978).

Angenehm zu lesende und gut geschriebene Forschungsliteratur zum Thema:

  • Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. 10. Auflage. München 2002. S. 240-244.
  • Mydlach, Iris: Kochen für den König. In: P.M. History 1 (2018). S. 46-51.