24 Podcastle Folge II - Das Scheekind
- Geschrieben von Jens Müller
Der Winter zieht ins Land und mit ihm der erste Schnee. Doch kaum hat man eine der verlockenden Flocken mit dem Mund gefangen, da wird man auch schon schwanger. Dumm gelaufen, vor allem dann, wenn der eigene Mann sich nicht einmal in der Nähe von besagtem Schnee aufgehalten hat...
In der heutigen Folge von ‚Podcastle‘ diskutieren Nina, Johannes, Jens und Henrik an der Tavelrunde, stillschweigend moderiert von Anna, damit wir uns nicht erneut in stundenlangen Wortspielen verstricken.
Heute geht es um das ‚Das Schneekind‘, ein kurzes mittelhochdeutsches mære aus dem 13. Jahrhundert, das uns in zwei Fassungen überliefert ist, die wir im Folgenden vergleichend vorstellen möchten.
Doch genug der einleitenden Worte. Lasst euch nun in den ersten Teil der befremdlich schönen Erzählwelten des ‚Schneekinds‘ entführen!
Jetzt anhören auf:
Hier könnt ihr selbst einen Blick auf die Märe werfen:
Das Schneekind. In: Grubmüller, Klaus (Hrsg.): Novellistik des Mittelalters. Übersetzt und kommentiert von Klaus Grubmüller. 2. Auflage. Berlin 2014. S. 82-93.
Musikalisches Intro & Outro:
„Bad Romance (Medieval Style Cover)“ by Hildegard von Blingin‘ (YouTube-Link: https://www.youtube.com/watch?v=i2zpbcW-h-c).
23 "Hold my Baby"
- Geschrieben von Nina Röttger
Nur noch ein Tag trennt uns nun von Heiligabend. Doch während gerade im deutlich stärker von Kirche und Christentum geprägten, mittelalterlichen Europa zahlreiche Christen die Geburt Jesu Christi feierten, können viele sicherlich genau so gut die auf dem Bild dargestellte Reaktion nachvollziehen, wenn man wider Erwarten ein Baby in die Hand gedrückt bekommt. In der Hinsicht eröffnet die Illustration eine ganz andere Perspektive auf die Freuden einer jungfräulichen Empfängnis...
22 Oh my God, they killed Vivianz!
- Geschrieben von Nina Röttger
Achja, die schöne Weihnachtszeit. Ein Hauch Besinnlichkeit liegt in der Luft, mit Spezerei- und Amberduft, der aus tiefen Wunden strömt, in denen Liebeslanzen stecken... Moment mal, was?!
Verzeihung, da haben wir uns vor lauter Heiligkeit doch glatt im „Willehalm“ des Wolfram von Eschenbach verloren. In dieser Chanson de geste, in der Orient und Okzident in zwei epischen Schlachten aufeinandertreffen, wird nämlich Vivianz, ein besonders reiner, tapferer Jüngling, von seinem Gegner mit einer Lanze (samt Amor-Banner) durchbohrt. Unangenehm, fast störend, könnte man meinen, doch Vivianz ist Pragmatiker. Er hat bei Hofe offenbar mal gesehen, wie fahrendes Volk „Emergency Room“ aufführte, denn er weiß genau, was in einem solchen Fall zu tun ist:
der helt die banier do gevienc
und gurtez geweide wider in,
als ob in ninder ader sin
von deheinem strite swaere:
der junge lobebaere
Hurte vürbaz in den strit. (Vv. 25,26-26,1.)
(„Der Held zog die Lanze heraus / und band die Eingeweide hoch, / als ob ihn kein Nerv / vom Kampf schmerzte; / der rühmenswerte Jüngling / stürzte sich wieder in die Schlacht.“)
Und so kämpft Vivianz einfach weiter, bis ihn schließlich doch die Lebenskraft verlässt. Doch keine Angst: Der Jüngling ist so sündenfrei, dass ihm das ewige Leben im Himmelreich gewiss ist. Und weil er eine reine und süße Seele hat, duftet auch seine Wunde nicht nach Blut und Tod, sondern nach Amber, Aloe, Spezerei, Spekulatius... ach, ihr wisst schon.
(Das Bild wurde generiert unter: https://www.sp-studio.de/)
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