Schon im Mittelalter kannte man den “Armen Ritter” - und damit ist nicht der ungeliebte Cousin des Königs gemeint, der seine Burg beim Würfelspiel verloren hat und die eisernen Hosen beim Besuch im Freuden-, ähm, Wirtshaus... Nein, wir reden von einer schlichten Brotscheibe, die in ein Gemisch aus Milch und Eiern getunkt und dann gebraten wird. Schon im “Buoch von guoter spîse”, einer Rezeptsammlung aus dem 14. Jahrhundert, ist von diesem Gericht die Rede. Dort heißt es:
[S]nit denne aht snitten arme ritter und backe die in smalze niht zu trüge” (frei übersetzt: “Für ein leichtes Frühstück schneiden Sie acht Brotscheiben zurecht und backen Sie sie in literweise Schmalz aus”).

In der mittelalterlichen Literatur brutzelt Ähnliches in der Pfanne. Im “Meier Helmbrecht”, einer Raubritter-Räuberpistole, streiten sich Helmbrecht senior, ein rechtschaffener Bauer, und sein Sohn, Helmbrecht junior. Der Junior möchte lieber Wein und Brathühner schmausen, als sein Leben lang ärmliche Bauernspeise zu verzehren. Daraufhin mahnt Senior zur Bescheidenheit:
[D]a ze Ôsterrîche clamirre, / ist ez jener, ist ez dirre, / der tumbe und der wîse / habent ez dâ für herren spîse. / die solt du ezzen, liebez kint [...]” (frei übersetzt: “In Österreich hält jeder, ob Dumm- oder Schlaukopf, sein Klamirre für einen Gaumenschmaus. Das solltest du essen, liebes Kind!”).
Ein Blick in das “Mittelhochdeutsche Handwörterbuch” von Matthias Lexer verrät: Bei clamirre handelt es sich um eine gebratene Klemmschnitte, d.h. um zwei Brotscheiben, zwischen die man etwas einklemmt. Laut Rezept entweder zerkochte Pflaumen oder - Kalbshirn.

Die wagemutigen tavelrundaere haben sich an einer edleren Variante der Pflaumen-Version probiert. Lasst euch gesagt sein: Das Ganze geriet äußerst smackelich. Nachbraten ausdrücklich empfohlen!

Neugierig geworden? Hier alle Angaben zum erwähnten mittelalterlichen Lesestoff:

  • Hajek, Hans (Hrsg.): Daz Buoch von guoter spise. Aus der Würzburg-Münchener Handschrift. Berlin 1958 (Texte des späten Mittelalters; 8).Wernher der Gärtner: Helmbrecht. Herausgegeben von Karl-Heinz Göttert. Stuttgart 2018 (Reclams Universal-Bibliothek; 18978).

Angenehm zu lesende und gut geschriebene Forschungsliteratur zum Thema: