Hinter unserem heutigen Türchen verbirgt sich ein schönes Stückchen Minnesang: Heinrichs von Veldeke Manigem herzen tet der kalte winter leide, gelesen von Henrik Maria Winterscheid.

Hier ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=PLhVxsF5MKw

 

800px Codex Manesse Heinrich von Veldeke

Übersetzung:

So manchem Herzen tat der kalte Winter leid an.

Das haben der Wald und auch die Heide

mit ihrem Kleid aus grüner Farbe überwunden.

Winter, all mein Trauern möge mit dir von hinnen scheiden!

Wenn der Mai die kalte Jahreszeit beendet

und der Tau die Blumen auf der Wiese benetzt

und der Wald vom Gesang widerhallt,

habe ich daran bestimmt große Freude.

Mein Liebster darf mich gern zu der Linde bringen,

den ich ganz nah an Brust und Herz drücken will.

Er soll den Tau von den Blumen schütteln –

ich will um ein neues Kränzlein mit ihm ringen.

Ich weiß wohl, dass er mir niemals daran irre wird,

welche Freuden auch immer mein Herz ihm zudenkt,

der mir all meine Trauer verringert.

Von uns beiden werden viele Blumen geknickt.

Ich will ihn mit blanken Armen umfangen,

mit meinem roten Mund schnell an seinen eilen,

dem meine Augen das gestaden,

dass sie nie so wahrhaft Liebes gesehen

Übersetzung zitiert nach: Klein, Dorothea (Hrsg.): Minnesang: Mittelhochdeutsche Liebeslieder. Eine Auswahl: Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch., Stuttgart: Reclam 2010.

 

Outro: https://www.youtube.com/watch?v=8DCvn484bXw