Mediävistische Cocktails, kreiert und getestet von der Tavelrunde

Gutaussehende Helden, die mit ihren magischen Schwertern gegen Drachen, Zwerge und böse Magier kämpfen.
Männer, die in einem brennenden Raum gefangen gehalten werden und das Blut ihrer toten Kameraden trinken müssen, um nicht elend zu verrecken.
Ein junges Paar, dessen Liebe aufblüht wie eine zarte Rosenknospe – allen gesellschaftlichen Widrigkeiten zum Trotz.
Sittsame Nonnen, die sich um einen sprechenden Penis balgen.
Wonach klingt das alles für Sie? Vielleicht nach moderner Fantasy-Literatur, die seit Tolkiens Zeiten unzählige Generationen in ihren Bann schlägt? Oder doch eher nach Horror-Romanen oder der Schundliteratur aus der Erotik-Abteilung?

Falsch! Was wie ein Rundgang durch die Abteilungen der nächstbesten Buchhandlung wirkt, ist in Wahrheit eine Sammlung von Szenarien aus mittelalterlichen Erzählungen.* Genauer gesagt aus Texten, die oft pauschal als „zu alt“ abgetan werden, aber – wie man sieht – eigentlich nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Denn Literatur, die vor acht- oder  neunhundert Jahren verfasst wurde, erzählt genauso von Liebe, Kampf, Schmerz und Tod, wie es moderne Geschichten tun. All diese Motive haben die Menschen damals ebenso bewegt wie heute.

Deshalb kann man als Leser noch immer ohne Mühe in die Welten eintauchen, die Dichter wie der Stricker, Hartmann von Aue oder Wolfram von Eschenbach in ihren Erzählungen beschrieben haben. Wem der Sinn nach blutiger, nordischer Heldenepik und finsteren Intrigen steht, der setzt sich beispielsweise mit dem Nibelungenlied in den Lesesessel. Romantiker dagegen verschwinden mit Tristan und Isolde in der Minnegrotte; andere begeben sich mit Wigalois auf einen wilden Roadtrip. Die mittelalterliche Literatur ist wahrlich facettenreich.

Doch wie wird ein Leseabend mit Parzival, König Artus & Co. zu einem noch schöneren Erlebnis? Die Tavelrunde hat sich Gedanken gemacht und die Antwort auf diese Frage gefunden: Man holt die Figuren ganz einfach von der Textebene ins reale Leben. Und zwar in Form von Cocktails, die man bei Kerzenschein und raschelndem Pergament aus Longdrinkgläsern schlürfen kann. „Bloody Mary meets Kriemhild“, sozusagen.

Um die Lust an wunderbarem Lesestoff zu wecken, stellt Ihnen die Tavelrunde deshalb in dieser Rubrik mittelalterliche Texte mit dazu passenden Drinks vor. Die Cocktails wurden eigens von uns kreiert und natürlich im Selbstversuch auf ihre Trinkbarkeit getestet. Genießen Sie faszinierende Literatur in gemütlicher DVD-Abend-Atmosphäre und werden Sie Fan von Helden, wie sie die Welt schon vor langer Zeit gesehen hat. Und deren Geschichten bis heute faszinieren.

Prost!

*Ja, die Geschichte mit dem sprechenden Penis gibt es wirklich. Es handelt sich dabei um ein ziemlich absurdes mittelhochdeutsches Märe mit dem Titel Das Nonnenturnier. Ein Blick in den Text lohnt sich – aber verzage(l)n Sie nicht dabei!