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Dass Mediävistinnen und Mediävisten gerne Wein trinken, kommt nicht von ungefähr: Der gute Rebensaft erfreute sich auch im Mittelalter größter Beliebtheit.

Da Trinkwasser öfter für Magenschmerzen statt Erfrischung sorgte, benetzten die wohlhabenderen Leute ihre Kehlen lieber mit Wein. Meist mit geringerem Alkoholgehalt und in verdünnter Form, sodass er auch schon am Frühstückstisch gereicht werden konnte, ohne dass man anschließend alles doppelt sah. Sauferei galt schließlich, ebenso wie zügelloses Essen, als unschicklich und sündhaft. Ein Credo, das sich auch in der Literatur manifestierte: Dort ist zwar oft von höfischen Festen und Banketten die Rede, die ausführliche Aufzählung von Speisen und Getränken wird allerdings meist vermieden. Man wollte als Dichter ja nicht als vrâz gelten.
Neben dem heute allseits bekannten, teuren mete wurde an den Tafeln der Adligen auch Maulbeer- und Fruchtwein gereicht. Bier, eher das Getränk des gemeinen Volkes, suchte man bei Hofe dagegen vergeblich. Den Geschmack der hierzulande angebauten, sauren Weine machte man mit Gewürzen und Zucker oder Honig smackelich (vieeeeel Honig. Schauet das Video!). Roter Gewürzwein wurde sinôpel oder hypocras genannt, die weiße Variante clâret oder eben lûtertranc. Nach letzterem sehnt sich auch der bekannte Held des “Nibelungenliedes”, Siegfried von Xanten, bevor ihn die Burgunden in eine tödliche Falle locken. Und Antikonie, eine schöne Dame mit Wespentaille und wahre Furie am Schachbrett, serviert ihn dem heldenhaften Gawein. Wer den lûtertranc zu Hause selbst zubereiten will, befindet sich also in guter Gesellschaft.

 

Angenehm zu lesende und gut geschriebene Forschungsliteratur zum Thema: